Studium mit Gleichgesinnten

Heike Schulze sprach mit Ina Tscheuchner über das Studium mit Gleichgesinnten.

Ina, möchten Sie sich kurz vorstellen? Gern. Ich bin nicht mehr „frisch von der Schule“, lebe in Potsdam-Golm,  bin 34 Jahre alt, längst verheiratet, und ich habe einen kleinen Sohn, meinen Peer. Der ist jetzt süße 2 und nimmt mich ordentlich in Anspruch.

Was hat Sie motiviert, ein berufsbegleitendes Studium zu beginnen? Studieren wollte ich schon in der Schulzeit. Aus verschiedenen Gründen ist es nicht dazu gekommen. Aber dann war es mein Mann, der gesagt hat: „Mach das! Wir ziehen das gemeinsam durch.“ Ein Direktstudium kam nicht infrage, weil ich halt Ü 30 bin und mich unter 20jährigen nicht mehr wirklich wohl fühle. Ich will auch keine finanzielle Abhängigkeit, von niemandem, und ich möchte meinen Lebensstandard halten. BaföG hätte ich nicht bekommen, so dass die Entscheidung für das berufsbegleitende Studium nur folgerichtig war.

Wie sind Sie auf dieses Studienformat aufmerksam geworden? Mein Mann hat bereits an der damals noch Fachhochschule Brandenburg studiert, erst Vollzeit und dann noch einmal berufsbegleitend. Mit ihm habe ich lange und ausführlich alle Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Studienformate diskutiert.

Wie haben Sie Ihre Hochschule gewählt? Warum die THB? Erstmal, weil mein Mann sie eindeutig empfohlen hat. Aber auch, weil die Semestergebühren hier bezahlbar sind, weil die THB nicht weit von meinem Zuhause und sehr familienfreundlich ist, weil man hier sogar ohne Abitur studieren kann und weil die Hochschule nicht riesig und eben deswegen beinah familiär ist.

Was ist aus Ihrer Sicht das Beste am berufsbegleitenden Studium? Man studiert mit hoch motivierten Gleichgesinnten, die meisten sind in „reiferem“ Alter. Man fühlt sich selbst also nicht alt, ganz im Gegenteil. Einige der Kommiliton/inn/en sind auch über 40. Wir alle WOLLEN studieren, das ist für unsere Lernatmosphäre an der Hochschule sehr wichtig.

Wie sehen Ihr Alltag und eine normale Woche mit einer Präsenz an der Hochschule aus? Ja, freie Zeit bleibt bei einem berufsbegleitenden Studium nicht viel. Ich habe noch meinen kleinen Peer, der Zeit mit mir braucht und meinen ganz normalen Haushalt für eine dreiköpfige Familie. Bei uns ist alles gut geplant und straff organisiert. Eltern, Schwiegereltern, meine Schwägerin und natürlich mein Mann helfen, wenn es um Babysitten, Haushalt, Wäsche, Kochen oder Einkaufen geht. Ich lerne fast jeden Abend, versuche aber, mir einen Wochenendtag vollkommen frei zu halten und bin für „meine Männer“ da. Aber so funktioniert es, und die exorbitant stressige Zeit geht ja auch wieder vorbei. Man staunt gelegentlich selbst, wie effizient man arbeiten kann, wenn es darauf ankommt.

Fehlt Ihnen die Atmosphäre eines „normalen“ Studiums? Ja, vielleicht ein bisschen. Das Miteinander unter uns Fernstudenten ist vermutlich nicht so stark wie unter den direkt Studierenden. Wir machen kaum Semesterabschlussfeiern oder Studentenpartys. Aber das ist nicht von Bedeutung und Zusammenhalt gibt es trotzdem.

Wie ist das Studium aufgebaut? Was wird in den Vorlesungen vermittelt? Mit einem Wort – kompakt. Es gibt jede Menge praxisbezogenen und natürlich prüfungsrelevanten Stoff. Und der will gelernt sein. Da darf man auch nicht pausieren, weil vieles aufeinander aufbaut.

Haben Sie einen Prof, den Sie am meisten mögen? Ja, sogar ein Hochschullehrerpaar. Prof. Jürgen Schwill und seine Frau Ursula Schwill. Beide sind ausgesprochen kompetent und fordernd in einem positiven, angenehmen Sinne.

Wie finden Sie Ihre Betreuung durch die Hochschule? Ich finde sie gut. Und umfassend, ganz gleich, ob es um Unterrichtsstoff geht (Die Dozenten antworten manchmal sogar noch spät am Abend, nach 22 Uhr.), um Beratung zu Prüfungsangelegenheiten, familiäre oder sogar finanzielle Sorgen. Es gibt Hilfe, man muss sich nur trauen, sie auch anzunehmen.

Was möchten Sie nach Ihrem Studium machen? Bleiben Sie dort, wo Sie jetzt arbeiten oder planen Sie einen Arbeitsplatzwechsel? Derzeit arbeite ich in der „high class“ Hotellerie, also im Dienstleistungswesen. Nach dem Studium möchte ich auf eine andere Stelle wechseln, genau dafür studiere ich.

Ein berufsbegleitendes Studium bedeutet viel Arbeit und ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Studiert wird nach der Arbeit und auch, wenn andere längst schlafen. Ist das überhaupt zu schaffen? Ja, es ist zu schaffen. Aber man sollte es sich auch nur für einen überschaubaren Zeitraum vornehmen. Ein Leben lang hält man dieses Arbeitstempo nicht durch.

Welchen Tipp würden Sie künftigen berufsbegleitend Studierenden mit auf den Weg geben? Das ist einfach und gilt eigentlich überall: Pflegt Kontakte und Beziehungen zu euren Studienkollegen, sie helfen enorm, wenn es mit der eigenen Motivation kurzzeitig nicht so gut aussieht, wenn man Unterstützung braucht, wenn es um die Bildung von Lerngruppen geht oder man auf Mitschriften von anderen angewiesen ist, weil man, warum auch immer, einmal nicht zur Vorlesung konnte.

Würden Sie sich wieder für dieses Studienformat entscheiden? Ich? Ja. Ich mache vielleicht gleich weiter und schließe meinen berufsbegleitenden BWL-Master direkt an den Bachelor an. Ich bin ja sozusagen gerade „gut in der Spur“.

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